Ein blutiges Ende

Für Dialogues des Carmelites sollten zum Ende der Vorstellung grosse Mengen von Blut über eine Treppe (mit entsprechender Rinne) auf die Bühne und dort dann in einen Gulli rinnen (hier zu sehen im Trailer). Normales Theaterblut war bei der gefragten Menge (ca 15 Liter pro Vorstellung) aus preislichen Gründen keine Option. Es musste also eine andere Lösung her, die sich auch mit Kostümen (weiss) und Bühnenbild (ebenfalls weiss) vertrug.

Grosseinkauf
(Grosseinkauf lohnt sich auf jeden Fall. Einfach bei Grünfink anfragen, wo es das Produkt in der Nähe zu kaufen gibt)

Nach einigem herumprobieren und diversen Materialtests sind wir dann auf folgendes Rezept gekommen:
10 Liter Rote Beete Saft (von Grünfink, wegen des hohen Anteils an Zitronensaft) in einem entsprechend grossen Topf aufkochen. Dann vier Pakete Saucenbinder einrühren, kurz weiterkochen lassen, dann in einen zweiten Topf umleeren.

Zutaten
(die Zutaten)

Anschliessend den gleichen Vorgang mit 10 Liter Wasser wiederholen und zum Saft dazuschütten. Die Mischung unter gelegentlichem Umrühren abkühlen lassen und wenn handwarm in einen passenden Kanister umfüllen.

Der Topf
(Die Heizplatte stammt aus dem Malersaal und wurde früher zum Knochenleim kochen verwendet)

Das getrennte Aufkochen ist zwar etwas umständlich, lässt sich aber von einer Einzelperson ohne Grossküchenzugang wesentlich einfacher handhaben. Es empfiehlt sich, für Abendvorstellungen jeweils morgens das Blut frisch vorzubereiten und die Kanister und Auffangbehälter am gleichen Abend bzw. spätestens am nächsten Morgen gründlich zu reinigen, da die Mischung relativ bald unangenehme Gerüche entwickelt…

Entsorgung im Schnee
(Entsorgung im Schnee)

Leuchtakte

Für Killerinstinkt wollte der Regisseur eine „leuchtende Akte“ auf eine Nachfrage meinerseits gab es genauere Informationen: Die Akte sollte möglichst flexibel und dünn sein, vom ersten Schauspieler als normale Akte bespielt werden können und erst beim Öffnen durch den zweiten Darsteller zu leuchten anfangen…
Einen Papierstapel aushöhlen war kein Problem, nur verleimen war leider keine Option, da das ganze ja beweglich bleiben sollte. Also habe ich den Papierstapel mittels Bohrungen, Federn und Gummibändern zusammengefügt.

DSCN2584

Als Leuchtmittel habe ich einfache LED-Handlampen aus dem Baumarkt auseinandergenommen, die Schalter überbrückt und die Platinen dann in Reihe geschaltet. Das ganze dann mit einem Anschluss für Batterien und einem Hebeltaster versehen und mit Teppichklebeband auf den Rücken von einem Schnellhefter aus Kunststoff geklebt und anschl. zusätzlich vernäht.

CameraZOOM-20130416163750330

Aus etwas festerem Papier und Frostfolie habe ich eine Abdeckung gemacht, welche ich rechts am Leuchtblock befestigt, auf die Abdeckung kam dann noch ein kleiner Stapel verschiedener Kopie als eigentliche Akte. Den ganzen Block habe ich dann in eine Hängeregistermappe geklebt.

CameraZOOM-20130416171221289

Molekularküche

Für die Produktion Killerinstinkt wollte die Bühnenbildnerin einen festlich gedeckten Tisch à la Molekularküche. D.h. es war ein/e Topf/Schale gefragt, aus dem kalter Nebel wabern sollte. Trockeneis war aus Gründen der Handhabung und des Preises keine Option, daher mussten andere Ideen her.
Grundsätzlich ist ja Bodennebel nichts anderes als kalter Nebel, der im Normalfall dadurch erzeugt wird, dass der Nebel in einem speziellen Vorsatz nach Austritt aus der Nebelmaschine mit Hilfe von Stickstoff oder Trockeneis heruntergekühlt wird.
Wir hatten bereits eine kleine Nebelmaschine (Tiny Fogger), die für Akkubetrieb mit Fernbedienung ausgerüstet ist. Jetzt galt es also nur noch eine Möglichkeit zu finden den Nebel (für schmales Geld) so weit runterzukühlen, dass er aus der Schale nach unten fliesst.
Nach einer kleinen Recherche (youtube ist da eine richtig gute Quelle) war ich mir ziemlich sicher, dass mein Projekt mit ein paar Camping-Kühlakkus und einer isolierten Tupperdose o.ä. funktionieren müsste. Eine Tour durch die Baumärkte und einige Stunden in der Werkstatt haben dann zu diesem funktionierenden Prototypen geführt:

DSCN2331 DSCN2327

Einige Zeit später stöberte die Bühnenbildnerin im Lampenfundus einen „wunderschönen“ Lampenschirm auf, den sie für ihre Tischdeko als Schale haben wollte. Aus Platzgründen war auch ein Sockel nötig, dieser sollte weiss sein und eine möglichst schlichte Form haben. Für die Aufnahme der Kühlakkus fand ich einen passenden Eimer, den ich mit Hilfe von PVC-Hartschaumplatten als Kühler herrichtete.

DSCN2533 DSCN2531DSCN2548

Als Sockel diente ein Kochtopf aus dem Fundus, welchen ich mit Hilfe der Schlosser zu einem passenden Sockel umfunktionierte. Im Sockel war gerade genug Platz für Nebelmaschine, Akku und Fernbedienung, sowie für den Nebelschlauch zum Kühler.

DSCN2539DSCN2527 DSCN2543

Nach einigen Fehlversuchen hatte ich die ersten Kinderkrankheiten beseitigen können und konnte schliesslich eine fertige funktionierende Molekularküchen-Schale präsentieren.
Die Deko wurde von einem Abteilungskollegen auf einem separaten Teller erstellt und auf den Kühler aufgesetzt.

DSCN2560DSCN2617

wer eine genauere Dokumentation der Nebelschale haben möchte findet diese hier (allerdings nur auf englisch).